Verschiedene Autoren betrachten die drei mitteleuropäischen Arten, die keine Blattstücke, sondern mineralischen Mörtel als Nestbaumaterial verwenden, als Vertreterinnen einer eigenen Gattung, Chalicodoma.
24 Arten im Gebiet (D: 20; A: 23; CH: 23).
7-17 mm. Dunkel gefärbte Bienen mit entweder stärker behaartem Hinterleib ohne erkennbare Haarbinden am Ende der Tergite oder schwach behaartem Hinterleib mit deutlichen hellen Tergitbinden. Der abgeflachte Hinterleib sowie die Form des ersten Tergites, dessen horizontale Fläche seitlich deutlich stärker vorgezogen ist als in der Mitte, bedingt den typischen Megachile-Habitus, den die Mörtel- und Blattschneiderbienen mit Lithurgus gemeinsam haben. Gemeinsam ist beiden Gattungen auch die Haltung des Hinterleibes, der beim Blütenbesuch meist auf eine charakteristische Weise schräg in die Höhe gestreckt wird. Endsegmente der ♂♂ leicht einwärts gekrümmt und meist gezähnelt oder gekerbt. Die ♂♂ mehrerer Arten zusätzlich mit stark verbreiterten, hell gefärbten und lang gefransten Vorderbeintarsen. Während die drei Mörtelbienen-Arten im Feld gut erkannt werden können, ist höchstens ein Drittel der mitteleuropäischen Blattschneiderbienen draussen sicher bis auf die Art anzusprechen. Bestimmungsliteratur: Schmiedeknecht (1930); Dorn & Weber (1988); Scheuchl (1996).
Flugzeit: V-IX. Eine Generation im Jahr, vereinzelte Arten mit partieller zweiter Generation. M. analis steigt in den Bergen bis weit über die Waldgrenze.
Die Mörtelbienen verwenden für den Bau der Brutzellen, die sie entweder frei an einer Unterlage (M. parietina, M. pyrenaica) oder in vorhandenen Hohlräumen (M. ericetorum) anlegen, mit Speichel aus den Labialdrüsen versetzte Erde und Steinchen. Vorjährige Mörtelbienen-Nester werden regelmässig von Kot, Pollen und Kokonresten gesäubert und wiederbenutzt. Die Blattschneiderbienen bauen ihre Brutzellen aus Blattstücken, die sie mit Hilfe ihrer gezähnten Oberkiefer auf Laubblättern von Bäumen, Sträuchern und Kräutern ausschneiden, wobei ein und dieselbe Art ganz unterschiedliche Pflanzenarten nutzen kann. Gelegentlich werden auch Blütenblätter verwendet. Für den Bau der seitlichen Zellwände werden länglich-ovale, für die Herstellung des Zellbodens, des Zelldeckels und des oft mehrschichtigen Verschlusspropfens kreisrunde Blattstücke ausgeschnitten. Die Blattstücke, die in mehreren Schichten übereinanderliegen, werden durch den Saft, der beim Zerkauen der Blattränder unter Zugabe von Speichel entsteht, an die Nestwandung bzw. die anderen Blattstücke gekittet. M. apicalis benutzt für das Festkleben der Blattstücke nachgewiesenermassen Nektar. Einige Arten verschliessen ihr Nest zusätzlich zu einer Lage lose hintereinander geschichteter, rundlicher Blattstücke mit einer Wand aus Pflanzenmörtel. In der Wahl des Nistplatzes scheinen die meisten Arten recht flexibel zu sein. Ihre fingerhutförmigen Brutzellen, die meist linienförmig direkt hintereinander liegen, werden in Hohlräumen (Käferfrassgängen, hohlen Pflanzenstengeln, verlassenen Nestern anderer Stechimmen, Erd-, Fels- und Mauerspalten, Nisthilfen, unter Steinen), in selbstgegrabenen Gängen im Boden oder in selber ausgenagten Gängen in Totholz bzw. Stengelmark angelegt. Pollen-Nektar-Vorrat oft sehr feucht bis halbflüssig. Die Larven spinnen einen Kokon. Meist solitäre Nistweise, vereinzelte Arten sind zum Teil kommunal, die Mörtelbienen gelegentlich ansatzweise quasisozial.
Pollentransporteinrichtung: Haarbürste auf der Unterseite des Hinterleibes. Die meisten bisher näher untersuchten mitteleuropäischen Megachile-Arten sind polylektisch. Ausnahmen bilden M. ericetorum und M. nigriventris, die beide auf Schmetterlingsblütler (Fabaceae) spezialisiert sind, M. lapponica, die Pollen wahrscheinlich einzig auf Weidenröschen (Epilobium) sammelt sowie M. pilicrus, die vermutlich nur Korbblütler (Asteraceae) besucht. M. rotundata wird hauptsächlich in Nordamerika, aber auch in einigen europäischen Ländern, als guter Bestäuber der Luzerne (Medicago sativa) zur Steigerung der Saatguterträge gewerbsmässig gezüchtet .
Die ♂♂ patrouillieren die Pollen- und Nektarquellen der ♀♀ und/oder die Nistplätze auf zum Teil festgelegten und duftmarkierten Flugbahnen ab. Die bei den ♂♂ gewisser Arten mächtig verbreiterten und befransten, weissgelb gefärbten Vorderbeintarsen werden bei der Paarung derart über Vorderkopf und Augen des ♀ gelegt, dass die mit Drüsen ausgestattete Beininnenseite mit dessen Fühlern, dem Sitz der Geruchsorgane, in Kontakt kommt. Die Funktion der bei der Paarung abgesonderten ♂ Duftstoffe ist noch rätselhaft. Die ♂♂ schlafen einzeln oder in kleinen Gruppen in unterschiedlichen Hohlräumen.
In den Nestern der Mörtelbienen entwickeln sich Kuckucksbienen der Gattungen Dioxys und Stelis, in den Nestern von Blattschneiderbienen Coelioxys-Arten. Weitere wichtige Brutparasiten sind Buntkäfer der Gattung Trichodes (Cleridae), Wollschweber (Bombyliidae), die Erzwespen Melittobia acasta (Eulophidae), Pteromalus spp. (Pteromalidae), Monodontomerus spp. (Torymidae) und Leucospis spp. (Leucospididae). Zwei Vertreter der beiden letzten Gattungen parasitieren die Brutzellen der Mörtelbienen, indem sie mit ihrem Legebohrer die steinharte Nestwand durchbohren.
14-18 mm. ♀ durch vollständig schwarz behaarten Körper und schwarzbraune Flügel einzig mit Xylocopa-Arten zu verwechseln. Von letzteren jedoch durch das Vorhandensein einer schwarz gefärbten Bauchbürste, die mitten rötlich aufgehellt ist, bereits im Feld leicht zu unterscheiden. ♂ mit charakteristischem Färbungsmuster: Kopf, Brust und Tergite 1-3 rotbraun, Tergite 4-7 schwarz behaart. Im Gegensatz zum ähnlich gefärbten ♂ von M. pyrenaica, dessen Tarsen auffallend hellrot gefärbt sind, hat das ♂ von M. parietina schwarz- bis rötlichbraune Tarsen.
Flugzeit: V-VII, erscheint im Gegensatz zu den anderen mitteleuropäischen Megachile-Arten bereits Anfang bis Mitte Mai. Nördlich der Alpen mit teilweise zweijähriger Entwicklung. Baut steinharte Freinester aus Mörtel in Vertiefungen und Unebenheiten von Steinen und Felsen, die aus meist 5-10, selten bis 16 Brutzellen bestehen. Die unmittelbar nebeneinander liegenden und vertikal orientierten Zellen, in deren Wand gröbere Steinchen eingearbeitet sind, werden zum Schluss mit einer Schicht aus feinem Mörtel überdeckt, so dass das fertige Nest einem halbkugeligen, zufällig am Gestein klebenden Lehmballen ähnelt. Nisten zwei ♀♀ in unmittelbarer Nachbarschaft, kann die schützende Mörtelschicht in gemeinsamer Arbeit über beide Zellkomplexe gezogen werden, was ansatzweise einem quasisozialen Verhalten entspricht. Wohl zum Schutz vor Brutparasiten erscheint das ♀ zur Eiablage mit einem Ballen Baumaterial in den Oberkiefern, mit welchem es die Zelle unmittelbar nach der Eiablage verdeckelt. Für die Anlage und Verproviantierung einer Brutzelle werden bei gutem Wetter zwei bis drei Tage benötigt. Obwohl polylektisch, nutzt die Art vorwiegend Schmetterlingsblütler (Fabaceae) und unter diesen besonders Hornklee (Lotus corniculatus) und Esparsette (Onobrychis viciifolia). Kuckucksbienen: Dioxys cincta, D. tridentata, Stelis nasuta, S. punctulatissima.
Selten. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch das mittlere Deutschland. Heute ist die Art jedoch aus noch ungeklärten Gründen aus weiten Teilen ihres früheren mitteleuropäischen Verbreitungsgebietes verschwunden. Nördlich der Alpen sind mittlerweile Kiesgruben die wichtigsten Habitate.
13-16 mm. ♀ durch rauchbraune Flügel, auffallend hellrot gefärbte Tarsen, gelbbraun behaarten und mit lockeren hellen Binden versehenen Hinterleib sowie meist schwarzer Querbinde auf der Brustoberseite im Gelände gut kenntlich. ♂ unterscheidet sich von M. parietina durch die hellrote Färbung der Tarsen.
Flugzeit: V-VII. Ähnliche Nistweise wie M. parietina, legt die Nester jedoch auch auf der Unterseite von Fels- und Dachvorsprüngen oder in vorhandenen Hohlräumen an und scheint öfters kolonieweise zu nisten. Besucht hauptsächlich Schmetterlingsblütler (Fabaceae). ♂♂ schlafen gerne gruppenweise in Felsspalten. Kuckucksbienen: Dioxys cincta, Stelis nasuta, wahrscheinlich auch Dioxys tridentata.
Selten. Im Gebiet nur im schweizerischen Alpenraum und Jura sicher belegt. An wärmebegünstigten, felsdurchsetzten Trockenhängen.