Bau von Steilwänden für Wildbienen
Natürliche Steilwände und Abbruchkanten gibt es kaum noch. Die dort nistenden Pelzbienen (Anthophora), Seidenbienen (Colletes), Maskenbienen (Hylaeus) und Schonsteinwespen (Odynerus) graben ihre Nester in Steilwände. Auch lehmverfugte Mauern oder Wänden sowie aufgelassene Lehm- oder Sandgruben werden von den Spezialisten besiedelt, doch auch diese Ersatznistplätze sind selten geworden.

schaut aus dem Nistgang einer Lehmwand
Zum Bau einer Lehmwand werden benötigt: (alte) Backsteine, etwas Zement
und unbelasteter Lehm oder Löß. Anmerkungen: Ton wird nach dem Trocknen
steinhart und ist als Nistsubstrat für Pelzbienen wenig geeignet. Das
Material muss sich nach dem Trocken mit dem Fingernagel abschaben lassen,
sonst ist es zu hart für die Steilwandbewohner. Auch Lehm mit hohem
Sandanteil ist wenig geeignet, da durch die oft scharfkantigen
Sandkörner die Oberkiefer der Bienen beim Graben der Nestgänge
stark abnutzen können. Lehm oder Löß sollte nur dort entnommen werden,
wo kein wertvoller Lebensraum geschädigt wird!
Für eine Lehmwand wird ein regengeschützter! Standort benötigt.
Es bietet sich an, die Lehmwand direkt an ein Gebäude mit überstehendem
Dach zu bauen. Die Nistwand muss von den Bienen frei anzufliegen sein.
Es sollten daher keine Sträucher oder andere höhere Pflanzen vor der
Nistwand wachsen. Anders als bei angebohrten Baumscheiben ist ein
sonniger Standort nicht unbedingt notwendig. Es gibt lehmverfugte
Wände mit Hunderten von Pelzbienennestern an der inneren Rückseite
offener Schuppen.
Auf ein tragfähiges Fundament werden zwei bis drei Lagen Backsteine
mit Zement aufgemauert. Der Einsatz von Zement ist dabei sinnvoll,
da die Lehmwand so besser gegen Schäden durch aufsteigende
Feuchtigkeit geschützt ist. Zudem besiedeln Steilwandbesiedler
lieber etwas höher gelegene Bereiche, als solche im Bodenbereich.
Ist der Zement der unteren Lagen abgebunden, können die übrigen
Backsteine mit Lehm aufgemauert werden (Anstelle von Backsteinen
können auch ungebrannte Lehmziegel verwendet werden. Ungebrannte
Lehmziegel sind im Öko-Baustoffhandel erhältlich; da sie Stroh und
Holzfasern erhalten, werden sie aber von den Bienen kaum besiedelt!).
Als Nistsubstrat dienen den Bienen die Lehmfugen zwischen den
Backsteinen. Die Fugen sollten daher eine Breite von ca. 3 cm
aufweisen; in der Tiefe sind ca. 11 cm (entsprechend der Backsteintiefe) ausreichend. Der Lehm oder Löss sollte geknetet werden. Lehmpulver
wird in einen Eimer oder Mörtelbottich mit Wasser gegeben und mit
Hilfe einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz gemischt. Es wird solange
Lehmpulver hinzu gegeben, bis eine teigartige Lehmmasse entsteht.
Desto feuchter der Lehm ist, desto eher entstehen beim Trocknen
Risse. Um eine gute Verbindung von Backstein und Lehmmörtel zu
erreichen, sollten die Backsteine und ggf. die dahinter liegende
Gebäudewand mit Wasser befeuchtet werden. Je nach Größe der Nistwand
ist diese durch geeignete Verankerungen (z. B. in der dahinter
liegenden Gebäudewand angedübelte Haken, die in die Lehmfugen eingemauert
werden) zu sichern.
Die Lehmfugen sollten langsam trocknen. Vor stärkerer Sonneneinstrahlung
ist eine frisch erstellte Lehmwand daher in den ersten Tagen zu schützen.
Unter Frosteinwirkung würde noch feuchter Lehm reißen. Die Nistwände sollten
daher vor Frosteintritt getrocknet sein!
Um Wildbienen anzulocken werden in die Lehmfugen einige ca. 2 cm tiefe Gänge
von ca. 8 mm Durchmesser gebohrt. Von diesen kurzen Bohrungen aus graben die
Bienen ihre Nester.
Den Pelzbienen sollte die Lehmwand Ende März zur Verfügung stehen.
