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Steilwände
Steilwände

Steilwände für Wildbienen und Einsiedlerwespen

 
 

Mögliche Besiedler: Pelzbienen (Anthophora), Seidenbienen (Colletes), Furchenbienen (Lasioglossum), Maskenbienen (Hylaeus), Schornsteinwespen (Odynerus) und andere. Verlassene Nester der selbstgrabenden Arten werden auch von Hohlraumbesiedlern übernommen. Daher sind beispielsweise auch Mauerbienen (Osmia cornuta und Osmia bicornis) regelmäßig an älteren Steilwänden zu beobachten.

 Natürliche Steilwände und Abbruchkanten an Flüssen und Bächen sind selten geworden. Ersatzsteilwände gibt es in offen gelassenen Sand- und Lehmgruben und an Hängen, die beim Wegebau angeschnitten wurden.

 

  

 

 

 

Bei historischem Ziegel-Mauerwerk wurde mit Kalkmörtel gemauert. Im Laufe der Zeit verlieren die Kalkmörtelfugen an Festigkeit und können von Wildbienen besiedelt werden. Diese Wände sind wertvolle Ersatznistplätze mitten in unseren Siedlungen.

 

In Steilwänden und Abbruchkanten nisten spezialisierte Bienen und Solitärwespen. Diese Arten graben ihre Nestgänge selber, besiedeln also keine Nisthilfen in Form von angebohrten Holzscheiben oder Schilfstängeln. Auch alte, mit Kalkmörtel gemauert Hauswände sowie aufgelassene Lehm- oder Sandgruben werden von den Spezialisten besiedelt. Doch auch diese Ersatznistplätze sind selten geworden.

 

 

 

 Ein Weibchen der Frühlings-Pelzbiene Anthophora plumipes krabbelt in ihr Nest in einer Lehmwand

 

 

A) Substrat für Nisthilfen

Die Gilde der Steilwandnister benötigt ein Substrat das sowohl eine stabile Struktur aufweist als auch grabfähig ist. Das Material sollte nach dem Trocknen mit dem Fingernagel abgeschabt werden können, da es sonst zu hart für die Steilwandbewohner ist. Ton oder fetter Lehm werden nach dem Trocknen sehr hart und sind daher für viele der Arten als Nistsubstrat ungeeignet. Ebenso ist Lehm mit scharfkantigen Sandkörnern ist nicht geeignet, da durch scharfkantigen Sand die Oberkiefer der Bienen beim Graben der Nestgänge stark abnutzen können. Die im Öko-Baustoffhandel erhältlichen Lehmputze und Lehmsteine enthalten oft beigemischten scharfkantigen Sand und Holzsplitter, wodurch sie als Nistsubstrat ungeeignet sind.

Steilwände aus Schluff oder Löß werden gut von den Wildbienen besiedelt. Bei der Entnahme dieses Materials ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass kein wertvoller Lebensraum geschädigt wird. Gelegentlich kann man bei Baumaßnahmen geeignetes Material für eine Steilwand erhalten. Es empfiehlt sich, diesbezüglich bei der Stadtverwaltung (Bauamt) nachzufragen.

Oft ist es mühsam und schwierig ist, Schluff oder Löß zu beschaffen. wildbiene.com hat mit dem „Steilwandsubstrat“ ein ideales Nistsubstrat für die Gilde der Steilwandnister entwickelt. Es handelt sich um eine feuchte Fertigmischung, die lediglich verdichtet werden muss. Nach der Trocknung erhält das Material die nötige Festigkeit und wird für Wildbienen und solitäre Wespen grabfähig. Steilwandsubstrat kaufen 


B) Nistblöcke

Bereits ein Nistblock mit einem Volumen von 10 dm³ kann als Nistplatz für Steilwandbewohner dienen. 
Benötigt werden Kästen mit einer Tiefe von ca. 15 cm, die mit Steilwandsubstrat gefüllt werden. Geeignet sind Blumenkästen, selbstgebaute Holzkästen, Pflanzsteine aus Beton oder Beton-Rahmenkästen (Bezug: Baumarkt). Es eignen sich insbesondere Kästen die unten/hinten geschlossen sind.

Mit einem 22,5 kg Sack Steilwandsubstrat lässt sich eine Steilwand mit einem Volumen von circa 13.000 cm³, was etwa 13 Litern oder 13 dm³ entspricht, herstellen. Aus einem Glattkantbrett mit den Maßen 1,8 x 20 x 250 cm (erhältlich für ca. 15 € bei Hornbach) kann ein Rahmen mit den Maßen 56,4 x 20 x 20 cm gebaut werden. Hierfür wird das Brett wie folgt zugeschnitten: 2 Stücke mit 60 cm Länge, 2 Stücke mit 20 cm Länge und 1 Stück mit 56,4 cm Länge. Viele Baumärkte bieten den Zuschnitt des Bretts für etwa 1 € pro Schnitt an. Die Bretter werden dann zu einem Kasten verschraubt.

Das feuchte Baumaterial wird in einen Kasten gefüllt und fest verdichtet, beispielsweise mit einem Hammer. Der Nistblock erreicht dabei eine Dicke von etwa 12 cm. Das Holz ragt an allen Seiten etwa 6 cm über die Steilwand hinaus. Dieser Überstand dient sowohl als Regenschutz als auch zur Befestigung eines Spechtschutzgitters. Wenn ein Specht erst einmal eine besiedelte Nisthilfe entdeckt hat, kann er die Steilwand aufhacken und die Wildbienenpopulation erheblich schädigen. Sobald die Steilwand besiedelt ist, sollte sie daher durch ein Drahtgitter geschützt werden. Dafür eignet sich entweder ein Punktschweißgitter aus Edelstahl mit einer Maschengröße von 20 mm quadratisch oder sogenannter "Volierendraht" (schwarz oder grün kunststoffummantelt) mit einer Maschengröße von 18 oder 19 mm quadratisch. Drahtgitter mit diesen genannten Maschengrößen beeinträchtigen die Wildbienen nur minimal, halten jedoch Vögel fern.



Beispiel Beton-Rahmenkasten

 

 

Der Beton-Rahmenkasten ist unten geschlossen und hat folgende Maße in cm: 39x29x19 BxHxT

 

 

Der graue Kasten kann mit einer wasserlöslichen, „Vollton- und Abtönfarbe“ gestrichen werden. Nach dem Trocknen ist die Farbe wetterbeständig. Vollton- und Abtönfarben gibt es in vielen verschiedenen Farbtönen, die auch untereinander gemischt werden können. Hier wurde mit „bordeauxrot“ gestrichen.

 

 

Der Kasten wird mit einer ca. 5 cm dicken Schicht unbelastetem, feuchtem Schluff, Löß oder Steilwandsubstrat gefüllt. 
 

 

 

Das Material sollte recht trocken sein, so dass man gerade noch daraus einen krümeligen Ball formen kann. Das Substrat wird dann (möglichst ohne Wasserzugabe) fest gestampft, bis er zu einer einheitlichen Masse wird.
Während feuchter Lehm beim Trocknen ca. 10 % schrumpft, ist die Schrumpfung bei relativ trockenem Lehm viel geringer. Es entstehen dann später in der Nisthilfe auch keine Trocknungsrisse.

  

Danach wird eine weitere Substratschicht von ca. 5 cm in den Kasten gegeben und festgestampft. Das wird so lange wiederholt bis der Rahmen gefüllt ist. Die Oberfläche der Steilwand sollte aber ca. 1,5 cm unterhalb des Kastenrands enden.
Für einen solchen Rahmen-Kasten werden ca. 17 kg Substrat benötigt.

  

Um Wildbienen anzulocken, werden in die Steilwand einige ca. 1 cm tiefe Gänge von ca. 5 und 8 mm Durchmesser gebohrt. Dabei sollte das Material bereits getrocknet sein, da es im feuchten Zustand leicht zu Abplatzungen kommt. 
Von diesen kurzen Bohrungen aus graben die Bienen ihre Nester. In den vorgebohrten Gängen sind die Weibchen auch gut vor aufdringlichen Männchen geschützt, die direkt an der Oberfläche arbeitende Weibchen ständig anfliegen und herunterreißen.

 

Die Steilwand sollte langsam trocknen. Vor stärkerer Sonneneinstrahlung ist eine frisch erstellte Nistwand in den ersten Tagen zu schützen. Bei Frosteinwirkung könnte noch feuchtes Material reißen. Die Nistwände sollten daher vor Frosteintritt getrocknet sein.

 

 

Mehrere Nistblöcke können übereinander gestapelt werden und ergeben eine Steilwand. Um ein Herunterfallen der einzelnen Elemente zu verhindern, werden die Rahmenkästen miteinander durch Fliesenkleber verbunden (bei dieser Wand wurden die Kästen zusätzlich auch an die Hauswand geklebt). Wenn man zwischen den einzelnen Rahmenkästen Platz lässt, können diese Hohlräume später ebenfalls mit Lehm gefüllt werden und erhöhen so die Nistfläche.
Günstig ist ein sonniger und regengeschützter Standort. Für diese Nistwand wurde eine zugemauerte Fensternische in Südost-Wand des Hauses ausgewählt. Die Nistwand wird dort durch einen großen Dachüberstand vor Regen geschützt. Das Foto zeigt die fertige Lehm-Steilwand mit ihrem Erbauer Volker Fockenberg.

 

C) Mauer mit Lehmfugen

Zum Bau einer Mauer mit dicken Lehmfugen werden (alte) Backsteine, etwas Zement und unbelasteter Schluff, Löß oder Steilwandsubstrat benötigt. 

  

Auf ein tragfähiges Fundament werden zwei bis drei Lagen Backsteine mit Zement auf gemauert. Der Einsatz von Zement ist dabei sinnvoll, da die Steilwand so besser gegen Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit geschützt ist. Zudem besiedeln Steilwandbesiedler lieber etwas höher gelegene Bereiche als solche im Bodenbereich. Ist der Zement der unteren Lagen abgebunden, können die übrigen Backsteine mit Lehm auf gemauert werden (Anstelle von Backsteinen können auch ungebrannte Lehmziegel verwendet werden. Ungebrannte Lehmziegel sind im Öko-Baustoffhandel erhältlich; da sie Stroh und Holzfasern erhalten, werden sie aber von den Bienen kaum besiedelt!). Als Nistsubstrat dienen den Bienen die Lehmfugen zwischen den Backsteinen. Die Fugen sollten daher eine Breite von ca. 3 cm aufweisen. Das Fugensubstrat sollte etwas feuchter als das Material der Nistblöcke sein; eine teigartige Masse hat sich bewährt. Um eine gute Verbindung von Backstein und Lehmmörtel zu erreichen, sollten die Backsteine und ggf. die dahinter liegende Gebäudewand mit Wasser befeuchtet werden. Je nach Größe der Nistwand ist diese durch geeignete Verankerungen (z. B. in der dahinter liegenden Gebäudewand an gedübelte Haken, die in die Lehmfugen eingemauert werden) zu sichern. 
Auch die Fugen sollten kurze Anlock-Bohrungen erhalten (siehe B: Nistblöcke).

 

D) Standort:

Für eine Steilwand wird ein regengeschützter Standort benötigt. Es bietet sich an, die Lehmwand direkt an ein Gebäude mit überstehendem Dach zu bauen. Alternativ kann eine Nistwand auch durch ein eigenes Dach geschützt werden. Die Nistwand muss von den Bienen frei anzufliegen sein. Es sollten daher keine Sträucher oder andere höhere Pflanzen vor der Nistwand wachsen. Anders als bei angebohrten Baumscheiben ist ein sonniger Standort nicht unbedingt notwendig. Es gibt lehmverfugte Wände mit Hunderten von Pelzbienennestern in offenen Schuppen. Die ersten Besiedler (Frühlings-Pelzbienen) sind ab Mitte März zu erwarten.