84 Arten im Gebiet (D: 71; A: 73; CH: 72).
Diese Gattung unterscheidet sich von der nah verwandten Gattung (Halictus nur durch Ausbildung und Lage der hellen Hinterleibsbinden sowie durch unterschiedlich starke Entwicklung gewisser Flügeladern.
3,5-11 mm. Von schwarzbrauner oder metallischer, selten schwarz-roter Körpergrundfarbe. Während die Halictus-Arten an den Endrändern der Hinterleibstergite stets deutliche helle Haarbinden oder Seitenflecken aufweisen, sind diese bei Lasioglossum an der Basis der Tergite ausgebildet oder fehlen ganz. Die Vertreter beider Gattungen im weiblichen Geschlecht durch eine schmale Längsrinne („Furche“ > Deutscher Name) auf dem letzten Hinterleibstergit unverkennbar. Im männlichen Geschlecht durch langgestreckten und schmalen Körper, lange Fühler sowie meist hell gefleckten Kopfschild ausgezeichnet. Mit Ausnahme einiger weniger großer Arten können Furchenbienen im Feld nicht bis auf die Art bestimmt werden. Bestimmungsliteratur: Schmiedeknecht (1930), wo jedoch die östlichen Arten Mitteleuropas fehlen; Ebmer (1969-1974, 1987).
Flugzeit: III-X. Aufgrund ihres speziellen Lebenszyklus können die einzelnen Arten während eines Grossteiles des Sommerhalbjahres als Imagines angetroffen werden. Die ♀♀ beginnen im Frühling nach der Überwinterung mit dem Brutgeschäft. Geschlechtsreife ♀♀ und ♂♂ schlüpfen bereits im Sommer oder Spätsommer des gleichen Jahres aus den Nestern und verpaaren sich. Während die ♂♂ noch vor Einbruch des Winters sterben, überwintern die begatteten ♀♀ an einem geschützten Ort wie zum Beispiel in Erdspalten, in selber gegrabenen Löchern oder im Geburtsnest. L. pallens besitzt als einzige mitteleuropäische Furchenbienenart einen abweichenden Lebenszyklus (s. Beschreibung der Art). In der Regel nur eine Generation im Jahr, vereinzelte Arten mit zwei Generationen.
Selbstgegrabene, 5-60 cm tiefe Nester im Boden an ebenen bis stark geneigten, vegetationslosen bis lückig bewachsenen Stellen. Einige Arten nisten bevorzugt in lockerem Sand. Die mehr oder weniger horizontal orientierten Brutzellen liegen je nach Art entweder einzeln am Ende von Seitengängen, die rechtwinklig von einem senkrechten Hauptgang abzweigen, münden direkt in den gelegentlich verzweigten Hauptgang oder sind zu mehreren dicht gedrängt in einer Wabe angeordnet, welche oft von einem Hohlraum umgeben und nur mit dünnen erdigen Stützpfeilern mit dem angrenzenden Bodensubstrat verbunden ist. Der Hohlraum rund um die Wabe schützt die Brutzellen wahrscheinlich vor eindringender Feuchtigkeit. Die starke Verengung des Nesteinganges sowie der sich bis weit unter das Niveau der untersten Brutzelle fortsetzende Hauptgang sind charakteristische Merkmale von Furchenbienen-Nestern. Bei mehreren Arten setzt sich der Nesteingang als gerade Röhre über die Erdoberfläche fort. Die Larven spinnen keinen Kokon. Nester oft in Kolonien. Innerhalb beider Gattungen gibt es sowohl solitäre als auch soziale Arten, wobei die Sozialstruktur zahlreicher mitteleuropäischer Arten noch völlig unbekannt ist. Während eine kommunale Nistweise bisher nur bei H. sexcinctus und L. villosulum nachgewiesen wurde und eine semisoziale Lebensweise bei mitteleuropäischen Furchenbienen nur als Übergangsstadium auftritt, ist die Mehrheit der sozialen Halictus- und Lasioglossum-Arten Mitteleuropas primitiv eusozial. Ihre Staaten sind einjährig und bestehen auch auf dem Höhepunkt der Kolonieentwicklung aus in der Regel höchstens wenigen Dutzend Arbeiterinnen. Die morphologischen Kastenunterschiede zwischen Königin und Arbeiterinnen sind gering. Bei den primitiv eusozialen Arten verproviantiert und bestiftet das überwinterte und begattete ♀ (Königin) im Frühling mehrere Brutzellen, verschließt danach das Nest von innen und wartet das Schlüpfen der ersten Nachkommen ab, bei denen es sich ausschließlich oder größtenteils um ♀♀ handelt. Während die unbegatteten Töchter (Arbeiterinnen) nach ihrem Schlüpfen gemeinsam neue Zellen für die zweite Brut ausschachten, Pollen und Nektar sammeln und bei einigen Arten den Nesteingang bewachen, belegt die Königin, die das Nest fortan nicht mehr verlässt, die vorbereiteten Brutzellen mit Eiern. Danach wird das Nest erneut verschlossen, bis im Sommer desselben Jahres geschlechtsreife ♀♀ und ♂♂ schlüpfen und sich verpaaren. Je nach Art und geografischer Lage können vor der Erzeugung der Geschlechtstiere im Spätsommer noch eine oder zwei weitere Arbeiterinnenbruten produziert werden. Andererseits können normalerweise primitiv eusoziale Arten in Gebieten mit kurzen Sommern zu einer solitären Nistweise übergehen. Bei sozialen Arten, bei denen die begatteten ♀♀ im Geburtsnest überwintern, kommt es häufig zu einer Nestgründung durch mehrere ♀♀ (Polygynie), wobei sich auch hier stets eine Arbeitsteilung zwischen einer dominanten Königin und einem oder mehreren Hilfs-♀♀ entwickelt. Eine derartige semisoziale Struktur tritt bei den mitteleuropäischen Arten jedoch stets nur als Übergangsstadium auf; spätestens wenn die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, tritt die Gemeinschaft in das primitiv eusoziale Stadium über. Die Ovarienentwicklung bei Arbeiterinnen und Hilfs-♀♀ wird bei den Furchenbienen möglicherweise nicht wie bei den Hummeln und der Honigbiene durch Pheromone, sondern durch aggressives Verhalten der Königin unterdrückt. Die Brutzellen werden bei einigen sozialen Furchenbienen-Arten wiederholt geöffnet oder bleiben bis zur Verpuppung der Larven ständig offen und werden regelmäßig von Kot und Unrat gesäubert. Bei den primitiv eusozialen Arten lebt eine Königin gut ein Jahr, eine Arbeiterin einige Wochen. Einzigartig ist die Sozialstruktur der Furchenbiene L. marginatum, welche als weltweit einzige bekannte Furchenbiene mehrjährige Staaten ausbildet (s. Beschreibung der Art).
Pollentransporteinrichtung: Haarbürste an Hinterschiene und -ferse sowie Körbchen auf der Unterseite des Hinterschenkels. Ein Teil des Pollens wird zusätzlich an den Seiten des Mittelsegmentes sowie auf der oft stark behaarten Unterseite des Hinterleibes transportiert. Die mitteleuropäischen Arten sind, soweit bekannt, alle polylektisch. L. clypeare, L. convexiusculum und L. costulatum zeigen allerdings eine ausgeprägte Vorliebe für bestimmte Pflanzen (s. Beschreibung der Arten).
Die ♂♂ schwärmen auf der Suche nach paarungswilligen ♀♀ an Nistplätzen und um Pflanzen. Sie schlafen einzeln oder in kleinen Gruppen in Erdspalten, in verlassenen Nestgängen oder frei auf Pflanzenteilen.
Brutparasiten sind Kuckucksbienen der Gattung Sphecodes sowie gewisse Nomada- Arten.
8-10 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Lasioglossum-Arten zu unterscheiden.
Nistet vorwiegend auf ebenen, vegetationsarmen Flächen. Die Brutzellen sind in Waben angeordnet, die von einem Hohlraum umgeben und über einen waagrechten Gang mit dem senkrechten Hauptgang verbunden sind. Primitiv eusozial mit polygyner Nestgründung und einer Arbeiterinnenbrut, deren ♂♂-Anteil 0-18% beträgt. Pro Nest werden 20-50 Geschlechtstiere erzeugt. Königin deutlich grösser als die Arbeiterinnen. Bereits verschlossene Brutzellen werden von Königin und Arbeiterinnen zwecks Kontrolle wiederholt geöffnet. Nester in der Regel mit Wächterin. In hohen Lagen mit kurzen Sommern geht die Art zu einer solitären Nistweise über. Die ♂♂ paaren sich mit den ♀♀ innerhalb der Nester. Kuckucksbiene: Sphecodes monilicornis.
Häufig. Im Gebiet keine Verbreitungsgrenze.
6-7 mm. ♀ im Feld nicht von der nah verwandten Art L. buccale zu unterscheiden, die im ♀ Geschlecht ebenfalls einen aussergewöhnlich schmalen und stark verlängerten Kopf aufweist. ♂ im Gelände ebenfalls nicht anzusprechen.
Besucht für die Nektar- und Pollenaufnahme vorwiegend Lippenblütler (Lamiaceae), z.B. Ziest (Stachys) oder Schwarznessel (Ballota). Wahrscheinlich stellt die spezielle Kopfform eine Anpassung an die tiefe Nektarbergung am Grund der Lamiaceae-Blüten dar. Zur Pollenaufnahme klettern die ♀♀ die Oberlippe hoch und entnehmen die Pollenkörner mit den Vorderbeinen direkt aus den Staubbeuteln, während sie in Rückenlage unter der Oberlippe hängen.
Sehr selten.
Burgenland, Steiermark, Niederösterreich.
Westschweiz, Wallis.
Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt.
6-7 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Lasioglossum-Arten zu unterscheiden. Allenfalls bietet das spezielle Pollensammelverhalten einen schwachen Hinweis auf die Artzugehörigkeit (s. unten).
Besucht sehr häufig Wiesensalbei (Salvia pratensis). Pollensammelnde ♀♀ zwängen sich zwischen Ober- und Unterlippe von sich eben öffnenden Salvia-Blütenknospen, kämmen die Pollenkörner mit den Vorderbeinen direkt aus den Staubbeuteln und gewinnen so innerhalb kurzer Zeit grosse Pollenmengen.
Selten. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft vom nördlichen Ostdeutschland in südwestlicher Richtung durch das mittlere Westdeutschland.
7-10 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Lasioglossum-Arten zu unterscheiden.
Nistet an ebenen, vegetationsarmen Stellen, oft in grösseren Kolonien. Bevorzugt verfestigte, lehmige Böden. Die mit dem Hauptgang in Verbindung stehenden Brutzellen der ersten Arbeiterinnenbrut sind zu einer Wabe gruppiert, die- vermutlich abhängig von den Feuchtigkeitsverhältnissen im Boden -von einem Hohlraum umgeben sein kann. Zellen der späteren Bruten münden einzeln in den teilweise gegabelten Hauptgang. Primitiv eusozial. Im Norden mit einer, in Zentraleuropa mit zwei und im Süden mit drei bis vier Arbeiterinnenbruten. ♂♂-Anteil in der ersten Arbeiterinnenbrut 0%, in den nachfolgenden Arbeiterinnenbruten sehr gering. Pro Nest werden in Abhängigkeit von der Zahl Arbeiterinnenbruten 20-250 Geschlechtstiere erzeugt. Beträchtlicher Grössenunterschied zwischen Königin und Arbeiterinnen. Brutzellen bleiben bis zur Verpuppung offen und werden von Unrat gereinigt. Nester mit Wächterin. Die ♂♂ patrouillieren auf der Suche nach paarungswilligen ♀♀ dicht über den Nistplätzen. Sie können unbegattete ♀♀, begattete ♀♀ und Arbeiterinnen aufgrund ihrer unterschiedlichen Duftbouquets voneinander unterscheiden. Nur erstere sind für sie attraktiv. ♂♂ erkennen ♀♀, mit denen sie kopuliert haben, noch mehrere Stunden später an ihrem Geruch und vermeiden eine erneute Paarung. Indem sich die ♂♂ bevorzugt mit ♀♀ einer fremden Nestkolonie paaren, vermeiden sie möglicherweise Inzucht. Kuckucksbiene: Sphecodes monilicornis.
Häufig. Im Gebiet keine Verbreitungsgrenze.
8-9 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Lasioglossum-Arten zu unterscheiden.
Nistet bevorzugt an ebenen und lückig bewachsenen Stellen, meist in Kolonien. Der Nesteingang setzt sich als mehrere Zentimeter lange, senkrechte Röhre über die Erdoberfläche fort. Die Brutzellen münden direkt in den teilweise vielfach gegabelten Hauptgang. Primitiv eusoziale Art mit fünf Arbeiterinnenbruten, zwischen denen im Unterschied zu anderen sozialen Furchenbienen bedeutend längere, fast ein Jahr dauernde Ruhephasen eingeschaltet sind, so dass Staaten mit einem sechsjährigen Zyklus entstehen. Ein überwintertes und begattetes ♀, die spätere Königin, gründet im Frühling ein Nest, versorgt 2-6 Brutzellen und verschliesst das Nest bereits im Mai. Die Arbeiterinnen dieser ersten Brut schlüpfen noch im Sommer, bleiben aber zusammen mit der Königin im verschlossenen Nest. Erst im folgenden Frühjahr wird das Nest geöffnet. Die nun fast ein Jahr alten Arbeiterinnen verproviantieren 6-18 Brutzellen, bevor das Nest noch im gleichen Frühling erneut für fast ein Jahr geschlossen wird und die Arbeiterinnen der ersten Brut sterben. Dies wiederholt sich, bis im sechsten Jahr 500-1500 Geschlechtstiere erzeugt werden. Noch im Herbst des sechsten Jahres wird das Nest geöffnet. Die ♂♂ verlassen es, dringen in andere offene und damit gleichaltrige Nester ein und begatten dort die ♀♀. Letztere verpaaren sich mit mehreren ♂♂ und erhalten so genügend Spermien, um die Eier, die sie während ihres sechs Jahre dauernden Lebens produzieren, befruchten zu können. Die hoch ausgebildete Sozialstruktur von L. marginatum zeigt sich darin, dass in den ersten fünf Bruten keine ♂♂ produziert werden, die Zellen dauernd geöffnet bleiben und die Eiablage erst stattfindet, wenn alle Zellen mit Pollen und Nektar versorgt sind. Überraschenderweise gibt es jedoch keine Grössenunterschiede zwischen Königin und Arbeiterinnen, und die Nesteingänge werden nicht durch Wächterbienen bewacht. Kuckucksbiene: möglicherweise Sphecodes ruficrus.
Sehr selten, an geeigneten Stellen jedoch oft in riesigen Kolonien.
Burgenland, Nieder- und Oberösterreich.
Nordschweiz, Graubünden, Wallis.
Baden-Württemberg.
7-8 mm. Während die ♀ im Feld unbestimmbar sind, können die ♂ dank ihrer Flugzeit im Frühling zuverlässig angesprochen werden.
Als Ausnahme unter den mitteleuropäischen Halictus- und Lasioglossum-Arten überwintern ♀♀ und ♂♂ als Imagines in den Brutzellen und schlüpfen erst im Frühling aus den Nestern aus, um sich kurz danach zu verpaaren. Solitär. Kuckucksbiene: Sphecodes majalis, bei dem ebenfalls beide Geschlechter im Frühling fliegen.
Selten. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft vom nördlichen Ostdeutschland in südwestlicher Richtung durch das mittlere Westdeutschland.